London – August 2007
Ach ja, England … schön war’s mal wieder. Mit Frau J. 5 Tage in die Hauptstadt und dann für knapp ne Woche auf’s Land nach New Forest, Dorset und Kent. Natürlich gibts ein paar Infos über die musikalische Seite des Urlaubs:
Clubbing-Highlight war der Alchemy-Rave im Turnmills, einer mir bisher unbekannten in East Central (Faringdon). Sehr weitläufiges und verwinkeltes Venue, in dem man erstmal 20 Minuten rumlaufen muss, um sich zu orientieren. Normal in England: Soundsystems die nicht nur ein Karrée beschallen, sondern noch in der hintersten Ecke für guten Klang sorgen und ne tolle Lichtanlage.
Angenehm fand ich dort auch den gehobenen Altersdurchschnitt – das jüngere Ravepublikum zog’s wohl primär in die Brixton Academy, wo u.a. Pendulum, Subfocus und einige der im Turnmills auf Floor 2 vertretenen Recken aufspielten:
In London ist man ja Mega-Line-Ups gewohnt, aber im Turnmills hätte man sich klonen müssen, um alle Highlights mit zu bekommen. Mainfloor (Progression Sessions) mit Marcus Intalex + DRS, LTJ Bukem + MC Conrad, Fabio + MC Fats, Bryan Gee; Floor 2 (Primal) mit Goldie, Zinc, Andy C, Grooverider, Digital, begleitet von den MCs Flux & Stirlin plus ein spezieller Reinforced-Floor mit Oldskool-Sets von 4 Hero, Paradox, Randall und der von uns ja im Januar nach Trier geladenenen Storm. Die Gute hatte auch Zeit für nette Schwätzchen mit uns und glänzte wieder mit charmantem Understatement: „I’ve been practicing all day for this set and I’m so nervous. That early 90s stuff is so slow!„. Dass sie dann nicht weniger als ein lupenreines Set ablieferte überraschte kaum.
Intalex hatte hingegen kleine Schwierigkeiten, als er in der letzten halben Stunde seines Sets noch einige Klassiker verbriet und z.B. Photeks Rings Around Saturn total verholperte. Bis dahin war sein Set allerdings Top. Seine sehr deepen Sets haben für mich was Therapeutisches: Muskeln auflockern, Kopf freimachen und in den Sound eintauchen. Schön am Hauptfloor war auch, dass mit DRS, Conrad und Fats die Crème der UK-MCs am Start war.
Zum Abschluss gaben wir uns noch sensationelles Geballer von Digital mit wohl einigem Material von seinem kommenden Album. Um 5 enterten wir aber mal den Nightbus, denn am nächsten Tag wartete ja schon der Notting Hill Carnival .
Der Carnival ist ein afro-karibisches Event, dass im 40sten Jahr seiner Geschichte an 2 Tagen rund 2 Millionen Besucher auf die Straßen lockt. Den Kern bildet ein riesiger Umzug mit Wagen, auf denen Bands, DJs, Tänzer … Zusätzlich gibts ca. 30 (?) Soundsystems an fester Position die alle möglichen Musikstile bedienen. Abends gibts dann diverse After-Parties.
Wen man aus der U-Bahn rausgeschwemmt wird und einen erstmal die Sonne und wummernden Subs eines D&B-Soundsystems von zwei Blocks Entfernung treffen, muss man sich einfach gut fühlen. Ich bin überhaupt nicht der Typ für Massenveranstaltungen, aber das war wirklich nett!
Was mich bzgl. Clubbing noch interessiert hat war, wie man mit dem im UK schon existierenden Rauchverbot klarkommt, das wir hier ja auch ab November in Rheinland-Pfalz haben. Selbst als Vielraucher muss ich sagen: Es geht doch überraschend gut. Allerdings fallen einem diverse Gerüche unangenehm auf, die ansonsten vom Qualm übertönt werden. Also brav auf Körperhygiene achten. Und: Keine Hülsenfrüchte! Dumm kann’s auch laufen, wenn einem dämliche Bouncer nach einem Zigarettchen vor’m Club den Wiedereinlass mit „I haven’t seen your face before“ verwehren Passierte mir in so nem hippen Scheissladen bei der Old Street, in dem ne Freundin von ner Freundin Geburtstag feierte. (Schlußendlich landeten wir dann in ner Wohnung von irgendjemandem in der Nähe und dann noch in ner Jazz-Bar und nem Taxi mit fahruntüchtigem, indischen Fahrer und alles war gut.)
Was mich in England (neben anderen Dingen) heimisch fühlen lässt ist, dass Breakbeats als solche ein selbstverständlicher Bestandteil des musikalischen Spektrums sind. Everybody can relate to it – auch wenn D&B und NuBreaks immer noch Nischen sind. Hier kann man sich im gebührenfinanzierten öffentlichen Radio noch einigermaßen repräsentiert fühlen, was mir in D beim besten Willen nicht gelingen mag.
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