Everything changes and everything stays the same:
Die Herbstsaison startet und wir bleiben in der Produktion. Nur zieht die Produktion in das ehemalige Palais am Dom, das es also folglich nicht mehr gibt. Verwirrend, da geb ich Recht. Aber egal, Hauptsache ist, was drin steckt. Und das muss sich nicht verstecken. Am Dom wurde gehörig renoviert: Neue DJ-Stage, dicker Sound, zweiter Floor, chillige Lounge, … lasst euch überraschen!

In Zukunft wird also nicht mehr am Stockplatz, sondern wieder in den Gewölben am Dom gefeiert. Da es nun dort einen zweiten Floor gibt, werden wir auch regelmässig das Kontrastprogramm zu anderen Veranstaltungen liefern. Also Augen auf.

Richtig los geht das Ganze am Freitag den 27. Oktober. Da werden die tempo90-Altstars eine Schnittmenge der Partyreihen „Have a Break!“ und „The Finest in Drum&Bass“ liefern, es gibt also dicke Breakbeats und fetten Drum&Bass auf die über den Sommer ganz empfindlich gewordenen Öhrchen :rocks: Auf dem zweiten Floor gibt’s auch äußerst Geschmackvolles … Näheres bald hier.

Wir waren übrigens musikalisch nicht so faul, wie’s ausschaut. Meine Wenigkeit hat z.B. die Producing-Aktivitäten mal wiederbelebt. Die Ergebnisse in Form unglaublich fetter Tracks *räusper* wird’s auch bald hier zu hören geben

Das war ja wieder mal ein schönes Fest! Vielen Dank an alle Gäste, ihr habt mal wieder wildest gerockt! :rocks:

Aber erstmal zur Bilanz unserer Benefizaktion:

Wir haben den Betrag noch etwas aufgestockt und nun insgesamt 2000€ an Spenden an Oxfam Deutschland überwiesen! (Wir erwarten noch eine Eingangsbestätigung, die wir dann hier veröffentlichen). Vielen Dank an alle, die mit ihrem Eintritt, den Spenden und auch durch das entspannte Feiern und Abtanzen zum Gelingen der beiden Benefiz-Parties beigetragen haben. Ganz besonders gilt dies für unsere Freunde, die uns bei der Vorbereitung und Durchführung unterstützt haben. You know who you are!

Wir haben vor, auch bei zukünftigen Veranstaltungen Teile des Eintritts an Hilfsprojekte zu spenden, je nach unseren Möglichkeiten. Details erfahrt ihr dann in den jeweiligen Partyankündigungen. Aber da nun die Studis in die Semesterferien gehen und wir uns auch mal ein wenig um andere Dinge kümmern müssen, ist erstmal eine Party-Pause angesagt. Wir schmieden aber schon Pläne, wie’s weitergeht :hehe:

Um auf dem Laufenden zu bleiben regelmässig auf der Webseite vorbeischauen und / oder den Newsletter abonnieren!

Pics inside!
Weiterlesen

Am 22.02. zeigt attac Trier die Dokumentation ‚The Corporation‘. Da die erste Vorstellung im Januar völlig überfüllt war und viele Leute nach Hause geschickt werden mussten gibt’s eine Zweitvorstellung! Die Zuschauer der erstne Vorstellung waren sehr begeistert!

Sollte man gesehen haben.
Und dann auch noch für umsonst.
Hin!

Dieser kleine Hinweis findet sich übrigens hier, da Semuta die Aufführung organisiert und ich die grafische Gestaltung übernommen habe.

Weiterlesen

Wellen machen, statt mit dem Strom zu schwimmen: Vor fünf Jahren haben wir als tempo90 begonnen, unsere erste Party zur Verschönerung des Trierer Nachtlebens zu organisieren. Anlass für mich mal ein wenig über das Veranstalten in unserem hassgeliebten Moselstädtchen zu plaudern.

Trier hat um die Hunderttausend Einwohner, um die 17.000 Studenten besuchen die hiesigen Hochschulen.

„In Trier ist nix los.“

Sagen die Leute, mit Hinblick auf das schmale Angebot an „guten Parties“.
Sagen auch die Veranstalter, mit Hinblick auf schmale Besucherzahlen ihrer Parties.

„In Trier ist zuviel los.“

Sagen die Veranstalter, weil zu wenig Leute ausgehen und sich auf das Partyangebot so verteilen, dass man Mühe hat, schwarze Zahlen zu schreiben.

Ich kann beides nachvollziehen. Als Veranstalter freut es mich natürlich, dass wir schon so lange konstante Besucherzahlen vorweisen können. Wobei es mich wundert, dass es nicht mehr sind – schliesslich spielen wir die beste Partymusik der Welt! Leider als einzige, denn wenn ich hier selbst ausgehen will, ärgert es mich, dass ich in der Regel nichts finde, was mir wirklich zusagt. Wieso wird mein Geschmack nicht bedient?

Einerseits gehen die etablierten Veranstaltungsorte auf Nummer Sicher und wagen kaum Experimente. (Besonders bei Breaks ärgert mich die Hasenfüßigkeit der Clubbesitzer … die Musik ist sehr kompatibel zu den Hörgewohnheiten, trotzdem dominiert IMO öder 0815-House die Clubs). Andererseits ist diese Vorsicht auch verständlich, wenn schlechte Erfahrungen gemacht und viel Geld in den Sand gesetzt wurde. Es gibt ja durchaus einige kleine Crews und Personen, die versuchen ihr Ding zu machen. Dass manch einer entmutigt aufgibt, soll aber keinen verwundern, der nur mault, dass nie was los ist, lokale Crews aber auch nicht unterstützt. Das Publikum nimmt hier wenig an und es ist schwierig, kritische Massen für Events abseits des Mainstream zu erreichen.

Klar ist: Wir sind underground. Mit Drum&Bass und den anderen Stilen, die wir unters Volk bringen wollen wird – von einer Handvoll Metropolen abgesehen – nirgendwo eine wirklich große Masse erreicht. Deshalb wird auch niemand damit reich. D&B-Parties zu machen ist purer Idealismus. Auch wenn man vorangegangene, gleichzeitige und nachfolgende Veranstaltungen, Liquidität der Partypeople je nach Terminlage im Monat, Promotion (Plakate, Flyer, Website, Emailverteiler, Presse …), Ferienzeiten, Wetter, Mondphasen und was nicht alles in die Planung einer Party einbezieht, ist es jedesmal wieder spannend, wieviele Menschen man schlußendlich erreicht.

Kritik, Beschwerden und Gemecker von Partygängern hört man durchaus. Manches ist berechtigt, vieles nicht. Oft geht’s um Locations. Sound, Licht, Ambiente oder den Eintrittspreis. Wie in jeder Stadt ist es ein Problem, Örtlichkeiten für Parties zu finden. Bei aller berechtigten Kritik sind wir froh, dass es Exhaus und Palais / produktion gibt. Auch wenn wir hier gerne so etwas schickes, wie den millionenschweren Frankfurter Cocoon Club hätten, den wir am besten kostenfrei für Veranstaltungen benutzen können.

Apropos Kosten: Amüsant, ist dass Leute vermuten, man könnte davon leben, Parties in unserer Größenordnung zu veranstalten. Darin schwingt immer ein leiser Vorwurf mit, man würde das was man tut, für Geld machen. Selbiges gilt für Menschen, die 5 € Eintritt als zu hoch ansehen. Aufgepasst: De facto verdienen wir so gut wie nichts an der Ausrichtung unserer Parties. 1-Euro-Jobber und Praktikanten bitte hierher! Böse Zungen behaupten, unsere Benefiz-Aktion zeige, dass wir ja gut an den bisherigen Parties verdient haben müssen. Wie zynisch muss man eigentlich sein?

Ohne hier das Nähkästchen zu weit öffnen zu wollen, plaudere ich mal ein wenig über den €-Faktor:

Wir veranstalten in Locations, die von Anderen betrieben werden und von uns angemietet werden. Ein beliebter Vergleich bezieht sich auf einen hiesigen Club, der an der Tür nur 5€ für DJs mit gewissem Bekanntheitsgrad verlangt. Dass er das kann, liegt an vielerlei: Es kommen locker 500 Leute und ein Clubbetreiber kann – im Gegensatz zu einfachen Veranstaltern wie uns – die Einnahmen von der Theke einstreichen und eventuelle Verluste mit anderen Abenden ausgleichen.

In der Lage sind wir als kleine Veranstalter eben nicht. Und selbst wir finanzieren Abende mit DJs von außerhalb über Einnahmen aus Abenden, an denen nur wir Residents auflegen. Denn: DJ-Gäste bekommen Gagen und Fahrtkosten. Was Flüge kosten und die Bahn inzwischen so verlangt ist ja hinlänglich bekannt. Außerdem gibt’s bei uns keine Fakes mit Gästen: Beliebt ist es ja, jeden der mal 3 Monate in Köln, New York oder Shanghai verbracht hat, gleich als DJ aus dieser Metropole anzukündigen. Da wird dann der Austauschstudent zum internationalen Star-Gast. Oder auch immer wieder beliebt: Es wird ein namhaftes DJ-Team angekündigt, von dem dann nur einer auflegt. Siegfried & Roy ankündigen und nen weißen Papiertiger da haben.

Bei Gigs außerhalb bekommt man eine vereinbarte Festgage, bei eigenen Veranstaltungen das, was übrig bleibt. Davon muss über längeren Zeitraum verschiedenes finanziert werden: In die Locations, die uns zur Verfügung stehen, müssen wir uns auch mit eigenem Equipment einbringen. Brauchbare Mixer & Plattenspieler sind keineswegs überall vorhanden. Aufwand betreiben wir zudem auch mit der Erstellung von Animationen für Videoprojektionen (an dieser Stelle ein großes Dankeschön an die vielen Kreativen, die uns Material zur Verfügung gestellt haben).

Manche Leute denken, hinter tempo90 stünde eine Riesencrew – dabei sind wir nur ganz wenige! Mit 2,3,4 Leuten eine Party zu schmeissen ist Arbeit, zum Glück solche, die Spaß macht, auch wenn sie sich materiell nicht rechnet. Homo musicus statt homo oeconomicus.

Damit überhaupt jemand kommt, muss man Werbung machen. Professionelle Plakate und Flyer entwerfen, sowie informative und druckreife Pressetexte schreiben kostet kein Geld, aber viel Zeit. Der Druck des Materials belastet die Kasse jedoch extrem: Flyer sind vergleichsweise billig, aber eins unserer Plakate kostet je nach Auflage zwischen 70ct und 1 Euro. Anzeigen in den örtlichen Magazinen sind für uns eigentlich unbezahlbar.

Und Plakatieren selbst macht irren Spass. Vor allem im Winter. Egal ob Regen oder Sonnenschein, man fühlt sich immer wie ein Schwerverbrecher. Es gibt zudem viele Veranstalter, die eher Tapezierer als Plakatierer lossschicken. Deren massiver Output liegt daran, dass kommerzielle Plakatierer nach Zahl der Plakate bezahlt werden. Ergo: Eine Wand mit Platz für 30 Plakate wird komplett mit einer Party zugepflastert. Dann kommt der nächste und überklebt wieder alles. Außer in den Semesterferien hat ein Plakat in Trier eine Lebensdauer von 2 Tagen oder kürzer. Anstatt die rare kollektive Ressource Plakatierfläche sinnvoll (d.h. jeder erhät ein wenig Platz) zu nutzen, wird sich eine irrsinnige Materialschlacht geliefert. Problematischerweise schrumpft die Fläche immer weiter. „Uns schöner Trier“ (eine Aufschrift der Mülltonnen in der Fußgängerzone) verwandelt sich wie eine von Franchise-Ketten dominierte Innenstadt. Alte Abbruchhäuser u.ä. im Stadtkern werden seltener. Das Plakatieren auf Stromkästen u.ä. ist mit heftigen Bußgeldern belegt. Sinnvoll wäre es, Flächen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Litfaßsäulen u.ä. gibt es, aber die sind privatisiert und ihre Nutzung kostet €€€.

Wir sind ja nur ein verhätnissmäßig kleines Licht und können im Windschatten des allgemeinen Treibens unser Ding machen. Gerade in 2005 kamen diverse externe Veranstalter nach Trier, die mit kommerziellen Partykonzepten versuchen schnelle €€€ zu machen. Dass diese meist in die Hose gingen liegt daran, dass es ohne Wurzeln in der Stadt, ohne ein Netzwerk sehr schwierig ist. Ein guter Ruf und Mundpropaganda sind effektiver als 1000 Plakate. Das unsere Parties nach 5 Jahren immer noch funktionieren, verdanken wir auch all denjenigen die seit Jahren regelmässig unsere Parties besuchen, sowie den aufgeschlossenen Multiplikatoren bei den hiesigen Presseorganen, die für Formate außerhalb des Mainstreams ein offenes Ohr haben.

Wir haben mit dem Party-Machen begonnen, weil wir die Musik, die wir lieben, hier nie zu hören bekamen. Da wir in unseren Hörgewohnheiten nicht bei Drum&Bass stehen geblieben sind, entstanden auch Partyreihen wie die Misch AG, Dub Break Terror oder nun in 2005 Have a Break. Unsere Day-Jobs binden uns noch eine Weile an Trier, aber ob wir das noch lange weitertreiben liegt an vielem. Solange eine gewisse Masse an Menschen bei uns ungezwungen abfeiern und am Tag danach mit einem Lächeln auf dem Gesicht ihre von Muskelkater geplagten Waden massieren, werden wir wohl weitermachen.

„Biiiiiiiiiiiiiiiiiiig up, Trier Massive!“, wie man als Junglist so sagt.

Schockierendes Erlebnis am Wochenende:
so sah's ungefähr aus

Deeskalation ist im polizeilichen Diskurs ein dehnbarer Begriff geworden, er wird manchmal so weit gefaßt, daß man nicht mehr zwischen deeskalativen und konfrontativ-repressiven Einsatzkonzeptionen unterscheiden kann. (Martin Winter / Soziologie / Uni Halle)

Nach einer kleinen Feldforschung scheint mir dem auch so.

Etwa einmal im Jahr findet in unserer beschaulichen Kleinstadt ein Naziaufmarsch statt. Da ich diesen Menschen nicht wohlgesonnen bin, sind wir Morgens zur Gegendemonstration, die einige Stunden vor und örtlich getrennt von der Nazidemo stattfand. Wenn man nun lediglich friedlich vorhatte, einige Buh-Rufe an das Ohr der (gar nicht so stereotyp glatzköpfigen und springerbestiefelten) Neonazis zu richten, dann hatte man einen schweren Stand.

Vor meiner eigenen Schilderung, hier ein Link zu einem ganz guten Presseartikel aus Luxemburg.

So ein Aufgebot habe ich hier noch nie gesehen: Nach offiziellen Angaben 1000 (!) Polizisten aus dem ganzen Bundesgebiet, Hubschrauber, zig Einsatzwagen und 4 Wasserwerfer (die aber nicht zum Einsatz kamen). Und das bei einer Veranstaltung von 60-70 Neonazis und vielleicht 300 Gegendemonstranten. Sicher gab es unter den Gegnern auch ein paar, die den Nazis mehr als nur verbal deutlich machen wollten, dass sie hier unerwünscht sind. Klar ist, dass die Polizei die Demonstranten deshalb vor tätlichen Ãœbergriffen zu schützen hat.

Das Vorgehen der Ordnungsmacht fand ich aus meiner Perspektive jedoch gelinde gesagt unangemessen. An einer Kreuzungsmündung, die auf der Demoroute lag, stand eine 3er Reihe Polizisten in voller Einsatzmontur und sperrte alles ab. Dahinter eine weitere Hundertschaft und zig Wagen. Davor sammelten sich 100-150 Demonstranten, die friedlich blieben. Die Art und Weise, wie die Polizei dann weit vor der Ankunft der Nazis die Straße räumte, machte einem Angst: Da wurde ohne irgendeine Vorwarnung sehr rüde und unter Blutvergießen vorgerückt – alte Männer und kleine Mädchen, egal -, so dass man denken musste, dass man auch was abkriegt, wenn man nur ein wenig Pech hat. Vielleicht kennt man mit der Zeit gewisse Spielregeln des Räuber- & Gendarmespiels, wir waren auf jeden Fall überfordert und sehr schockiert über das martialische Gebahren. Nachdenken darüber konnten wir in den 2 Stunden, in denen dann alle in einer Seitenstrasse eingekesselt wurden. Da waren auch einige Passanten darunter, die mit der Demo gar nichts zu tun hatten.

Zurück bleibt zweierlei: Dass man erkennt, trotz aller Kenntnis über Eskalationen bei Großdemonstrationen, mit zu großer Naiviatät an Ereignisse im eigenen kleinstädtischen Umfeld heranzugehen. Und dass man daran zweifelt, welche Artikulations- und Beteiligungsmöglichkeiten einem denn nun wirklich offen stehen.

Die polizeiliche Behandlung und Kontrolle von Protestierenden […] hat großen Einfluß auf die Chancen von politischen Gruppierungen, sich jenseits der parlamentarischen ‚Bühne‘ zu artikulieren, Sympathisanten zu mobilisieren, Meinung zu bilden und politischen Druck auszuüben. Die Frage, ob die Polizei sich als grundrechts- und damit versammlungsfreundliche ‚Bürgerpolizei‘ oder als etatistisch-autoritäre ‚Staatspolizei‘ versteht, hat Auswirkungen auf die Qualität des demokratischen Willensbildungsprozesses. Die Art und Weise, wie die Polizei mit Demonstranten umgeht, kann als ein sichtbarer Indikator der politischen Kultur und der Staatsverfassung gewertet werden. ( Winter/ / Uni Halle)