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(Repost! WordPress hat eine verlinkte MP3-Datei statt meinen Podcast als Enclosure mitgeschickt)

Mit dem neuen Mix möcht ich einen Sound promoten, für den ich mich seit einiger Zeit heimlich begeistere:  Nueva Cumbia / Neo Cumbia! Tracklist & ausführliches Geschreibsel nach dem Klick.

Was ist Cumbia? Die traditionell aus Kolumbien stammende, aber in großen Teilen Lateinamerikas bekannte Cumbia galt im 20. Jahrhundert verglichen mit Salsa, Merengue, Tango o.a. stets als Musik der niederen Klassen. Auch sein Revival in den frühen 90er Jahren (Tecnocumbia) änderte daran nichts: Billiger Konserven-Synthesizer-Pop für die Massen.

In Argentinien erfuhr die Cumbia um die von einer Wirtschaftskrise geprägte Jahrtausendwende eine populäre Ghetto-Gangsta-Variante (Cumbia Villera), in der sich die sozial Benachteiligten artikulieren. Ein musikalischer Crossover zum HipHop (und dann anschließend der ganzen Breite samplingbasierter Musik) lag aufgrund dieser lyrischen Ähnlichkeit nahe.

Warum dies bislang nur in Nischen passiert, liegt einerseits am Klassenunterschied, als auch daran, dass in Buenos Aires als der vom Selbstverständnis her europäisch orientiertesten Stadt Südamerikas, sich die hippen Kids lieber an New York & London, aber auf gar keinen Fall an der eigenen Musikkultur orientieren. Traditionelles ist zunächst einmal nicht hip und einer Fusion zunächst einmal mit Skepsis begegnet.

Zur gleichen Zeit entstand in Mexiko die Variante der Cumbia Sonidera, die ebenfalls elektronische produziert wird, aber eher Richtung Downbeat einzuordnen ist und primär instrumental bleibt bzw. eher Gesang statt Raps nutzt.

Einen weiteren Einblick in die Entstehung geben zwei Artikel (Teil 1 & Teil 2 und hier im Fader).

Am Crossover von Cumbia mit europäischer elektronischen Sounds, der mich primär interessiert, arbeiten heute eine Handvoll Künstler in Argentinien, Mexiko, aber auch vereinzelt in den USA oder Niederlanden. (Negativbeispiel eines bekannten House-Hits, der es nicht einmal schafft, den Rhythmus aufzunehmen, sondern nur das Akkordeon eines Klassikers plündert). Die wichtigsten Labels sind Zizek aus Buenos Aires und Bersa Discos aus San Francisco.

Wie kam ich zu Neo Cumbia? Nach einem Cuba-Aufenthalt hörte ich wieder vermehrt traditionelle afro-latino Musik, wurde aber im Elektronischen nicht wirklich fündig. Die mit Gotan Project gestartete Tango-Exploitation hatte zwar nette Lounge-Musik hervorgebracht, aber eben nicht mehr. Mit dem eher cluborientierteren Baile Funk wurd ich nie so richtig heiss, um tatsächlich Platten zu kaufen.

Letzten Sommer blieb dann dieser Diplo-Podcast im Player hängen, weiteres Ohrfutter gab´s kontinuierlich über DJ Rupture, der alle Cumbia-Varianten in seinem WFMU-Podcast pusht.

Was mir gefällt ist der häufg monoton-stoische ts-ts-boom-ts-ts-boom-Rhythmus und die simplen Basslines, der Neo Cumbia zum Kopfnickersound macht, der zum Bouncen einlädt. Darüber interessante Beats & Rhythmen, originelles Sampling und eben bekannte Sounds verschiedener Genres.

Der Mix startet mit einem typischen Nueva Cumbia-Track: Runtergepitchte Vocals eines traditionellen Stücks über HipHop-Beats und fetten Bässen. Danach folgt der Track, der in Mexiko die Begeisterung für Cumbia-Crossover lostrat: „Cumbia sobre el rio“ von Celso Pina, dem ein odere anderen evtl. aus dem Babel-Soundtrack bekannt.  Wer den Anfang befremdlich findet, sollte bis ca. Minute 12 durchhalten, da wird´s richtig bass-heavy.  Weiter gehts´ dann kreuz + quer mit einem Einblick in die diversifizierte Nische statt kontinuerlich fliessender Mix.

Es gibt nur sehr sehr wenige Producer, die sich der elektrifizierten Variante widmen. MP3 ist in der Mini-Szene das Vertriebsmedium der Wahl, es gibt kaum Vinyl, was für mich als Analog-DJ unschön ist. Cumbia ist also der erste Stil, bei dem ich zusätzlich auf (natürlich gekaufte) MP3s setze, weshalb das Mixing auch leider nicht meinem gewohnten Standard entspricht. Wenn ich ein MP3 auf ein Vinyl- mixen willl, fehlt mir das Feintuning im Handling. Mal sehen, wie ich da noch so reinkomme. Eventuell wird doch mal ein Serato o.ä. angeschafft?

Tracklist:

Intro
01 Alex Pasternak – Pajariton
02 Celso Pina – Cumbie sobre el Rio
03 DJ Negro – Lluvia
04 DJ Panik – Te ves buena
05 Sonido del Principe – El Principe
06 El Remolon – Cola Lex
07 El Hijo de la Cumbia – La Mara Tomaza
08 Sonido del Principe – Cartagena
09 Sonido del Principe – Pesebre
10 Sonido del Principe – Cumbia De La Barranquilla
11 El Hijo de la Cumbia – Cumbia de los Barrios
12 Alika – Para Bailar Cumbia (Hijo De La Cumbia Rmx)
13 El Hijo de la Cumbia – Soy el control
14 DJ Negro – Andres Landero vs The Rookie
15 Princesa – Aqui Princesa (Marcelo Fabian Rmx)
16 El Remolon – Bolivia
17 El Hijo de la Cumbia – Cumbia Malembe
18 Princesa – La Misma Moneda (Chancha via Circuito Rmx)
19 Uproot Andy – Brooklyn Cumbia
20 Frikstailers feat. MC Mainquinho -  To Com Saudade
21 Buraka Som Sistema – IC19 (Toy Selectah Remix)
22 Senor Coconut – Trans Europe Express
23 El Remolon – Zapatillas Galacticas
24 Chancha via Circuito – Damas Gratis Dub
25 El Remolon – Cumbia Bichera