Wir hatten in einem Beitrag von gestern darauf aufmerksam gemacht, dass wir Angst um Rassismus und Anti-Semitismus auf einer Trierer Drum´n´Bass Veranstaltung haben.

Die betreffende Veranstaltung wurde nach einem Gespräch zwischen Exhaus und den Veranstaltern nun abgesagt.

Danke an den positiven Zuspruch von all den Menschen, die verstanden haben, worum es hier eigentlich geht und was auf dem Spiel steht, wenn menschenfeindliches Gedankengut verbreitet wird.

Die Diskussion um unseren Text hat uns aber auch schockiert. Im Kern hat er drei Aussagen: 1) Da ist ein DJ, der explizit „sicher kein strammer Nazi“ ist. 2) Der aber sehr fragwürdigen Inhalt mit diskriminierenden Aussagen teilt und auch solche Äußerungen von sich gibt. 3) Die Veranstalter hatten auf Hinweise dazu mit offenem Desinteresse reagiert. Der Text enthält keine Beschimpfungen,
Boykottaufrufe o.ä., sondern stellt nüchtern die Sachlage dar, wie sie sich online präsentiert.

Natürlich ist der Mensch dahinter sehr vielfältiger. Trotzdem muss jeder im Netz wachsam sein, welche Aussagen man unterstützt. Leider gibt es im Netz heute viele Seiten, die es darauf anlegen, dass sich jemand in Verschwörungstheorien verrennt, die z. B. andere Menschen diskriminieren.

Wir hatten Screenshots mit Belegen absichtlich nicht veröffentlicht, sondern an die Veranstalter geschickt, trotzdem haben sie leider am Freitag ihr Statement veröffentlicht, unseren Aussagen sei kein Glauben zu schenken und eine Hetzkampagne. Das war unfair und hat die Klärung der Sache leider erschwert.

Wir denken nicht an „Feinde“ und „Konkurrenz“, wenn sich jemand Neues für Drum´n´Bass interessiert. Daher sind wir offen und kooperativ gewesen, wie schon in all den Jahren zuvor. Das werden wir auch weiterhin tun. Und wir hoffen, mit euch allen in Trier gemeinsam eine diskrimierungsfreie Clubkultur zu pflegen.

#spreadlovenothate – Die Lyrics von DRS bringen es auf den Punkt.

These days I don’t watch the news
‚Cause it’s always pain
One-sided stories told
Keeping minds in chains
Dividing, conquering while corporations gain
And politician’s lies how our freedom fades
But if we got to be the solitary light in the dark, then I will
And if we got to be the only ones Sharing our hearts, then I will
We keep on holding things together
While they pull them apart
But I will
Spread love to my very last day on this earth
And I will, I will Spread love, spread love, spread love
I will, I will, I will [x2]
In times like these people just wanna fly
They just want a reason ‚cause they just wanna smile
They just want a leader
But they don’t want the lies
They want freedom to live
Because they don’t wanna die
We’re searching for guidance
So we look to the sky
They know love is the answer
But they don’t wanna try
A mother screams her child’s name with tears in her eyes
On a sinking refugee raft with no land in sight
What’s the wrong or the right
It doesn’t cost you to smile
Or spread love to another person traveling through life
A single act of kindness maybe change their day or their life [x2]
While surrounded in darkness I spend my days in the light
To spread love cause we need it ‚Cause they’re feeding us lies
Spreading hatred through the matrix is the way they divide [x2]
And change the way they decide
These days I don’t watch the news
‚Cause it’s always pain
One-sided stories told
Keeping minds in chains
Dividing, conquering while corporations gain
And politician’s lies how our freedom fades
But if we got to be the solitary light in the dark, then I will
And if we got to be the only ones
Sharing our hearts, then I will
We keep on holding things together
While they pull them apart
But I will
Spread love to my very last day on this earth
And I will, I will Spread love, spread love, spread love
I will, I will, I will [x2]
These days I don’t watch the news
‚Cause it’s always pain
One-sided stories told Keeping minds in chains
Dividing, conquering while corporations gain
And politician’s lies how our freedom fades
But if we got to be the solitary light in the dark, then I will
And if we got to be the only ones
Sharing our hearts, then I will
We keep on holding things together
While they pull them apart
But I will Spread love to my very last day on this earth
And I will, I will
Spread love, spread love, spread love
I will, I will, I will

Kurzfassung: Auf einer D&B-Party am 09.03.2018 legt ein DJ auf, der auf FB viele anti-semitische und rechtsextreme Posts verbreitet. Ich habe ihn und dann die Veranstalter mit einigen Tagen Vorlauf  darauf angesprochen und ihnen die Möglichkeit gegeben, selbst die Situation zu bestimmen. Doch sie interessiert das nicht. Daher machen wir das nun publik.

Musikkultur ist nicht nur das, was aus den Boxen kommt. Seit über 20 Jahren lebe ich D&B und Jungle – es ist kulturell ein Teil von mir. Und wie in anderen Bereichen meines Lebens, stelle ich mich hier Rassismus, Anti-Semitismus, Seximus und anderen Formen von Diskriminierung entgegen.

Die internationale Drum´n´Bass-Szene hatte gerade erst ihren größeren Skandal mit dem rechtsextrem gewordenen Producer & DJ Mistabishi (siehe https://www.billboard.com/articles/news/dance/8094458/mistabishi-racist-immigrant-comments-hospital-records), der in Folge seiner Äußerungen u.a. von Hospital Records gekickt wurde und auch in Deutschland gab es schon vereinzelte Fälle, die in hochkantigem Rauswurf geendet sind.

Leider haben wir nun in der lokalen Szene einen Fall eines DJs, der anti-semitische und rechtsextreme Posts auf Facebook verbreitet. Ich hatte mich zunächst an ihn selbst, dann an die verantwortlichen Promoter/Veranstalter gewandt. Da ihnen das jedoch „am Arsch vorbei“ geht, spreche ich nun hier öffentlich darüber.

Anti-semitische und rechte Verschwörungstheorien

Der Betreffende legt als Gast-DJ am Freitag 09.03. auf. Er ist ganz sicher kein strammer Klischee-Nazi. Aber er postet regelmäßig rechtsextreme Propaganda und Desinformation auf seinem FB-Profil.

Ein Beitrag feiert z. B., dass „Weltführer“ Sebastian Kurz, der rechtspopulistische österreiche Kanzler, die jüdische Hochfinanz mit ihrem Engagement für die „offene Gesellschaft“ aus dem Land jagt (auch bar jeder faktischen Grundlage https://wissenschaft3000.wordpress.com/2017/10/20/httpwp-mep1nmic-sen/). Ein anderer Fake-Beitrag behauptet, dass das Innenministerium in NRW mit einer „Verhaltensanweisung“ die Polizei verpflichtet, Kriminalität von Flüchtlingen u.a. Ausländern zu verschweigen (https://www.mimikama.at/facebook/verhaltensanweisung-nrw/). Er vertritt in Kommentaren die rassistische „Überfremdungsthese“, dass der Islam sich in Europa durch Zuwanderung und höhere Geburtenraten durchsetzen wird. Dazwischen immer wieder Beiträge von Seiten, wie „Fakten schaffen“, „Deutsche Patrioten Saarland 5.Division“ u.a., die in der rechten Szene angesiedelt und für ihre Fakes und Desinformation bekannt sind.

Ich hatte ihm das mehrfach, immer ruhig und sachlich kommentiert und auf Fake-Entlarvungen hingewiesen, teils löschte er die Beiträge, teils nicht (ich habe noch verschiedene Screenshots). Zuletzt hatte er mich für meine Kritik blöd angemacht, es ginge wohl über meinen geistigen Horizont, dass wir alle manipuliert würden. Auf meine wiederum aufklärende Antwort darauf, hatte er mich dann  „entfreundet“.

Auf dem rechten Auge arg sehschwach: Die Promoter

Die Promoter veranstalten seit September 2017 in Trier. Ich hatte sie nun angeschrieben, sie auf den Sachverhalt aufmerksam gemacht und gefragt, was ihre Haltung dazu sei. Indem ich zuallererst mit Ihnen gesprochen habe, hatten sie die Gelegenheit, die Situation selbst in die Hand zu nehmen.

Leider wird ihrerseits der Sachverhalt völlig bagatellisiert und ignoriert („geht mir am Arsch vorbei“, wenn „er mal hier und da was gepostet hat, was nicht jedem gefällt„). Auch nach wiederholten Hinweisen und konkreter Erläuterung der spezifischen Posts erfolgte keinerelei verantwortungsvolle Reaktion, wie z. B. die Thematisierung gegenüber ihrem Gast anzugehen. Dies hat mir die Entscheidung abgenommen, mit der Angelegenheit nun an die Öffentlichkeit zu gehen. Jeder sollte wissen, wen er da mit seinem Ausgehverhalten u. a. unterstützt.

Es ist traurig, wenn solchen Einstellungen eine Bühne geliefert wird, in einer Szene, die man offenbar wenig kennt und ihren Werten keinen Respekt gegenüberbringt (siehe z.B. https://ukf.com/words/db-scene-unites-to-fight-prejudice-with-drum-bass-against-racism/21171). Dass man dafür die Bühnen des ExHauses mißbraucht, wo seit Jahrzehnten gegen solche Einstellungen gearbeitet wird, macht es nur noch schlimmer.

Ökonomisierung politischer Aushandlungsprozesse: Der Backlash

Es ist vorausschaubar, dass mir das nun als motivierte Aktion gegen die „Veranstalter-Konkurrenz“ ausgelegt wird. Dem kann ich entgegenhalten: 1) Die Fakten sprechen für sich. 2) Ich habe das ja zuerst den Promotern überlassen. Ginge es mir um Schaden, hätte ich anders agiert. 3)  Ich bin gegen solche Einstellungen vorgegangen, seit ich 16 bin. 4) Der Effekt wird vermutlich nicht groß sein, allemal so kurzfristig. 5) Ich habe schon gleich im Herbst den Kontakt zu den Newcomern gesucht, um Termine abzusprechen und wir haben Platz für ihre Planungen gemacht. Gegen mehr gute Drum´n´Bass-Events habe ich nichts, im Gegenteil. Gegen solche Einstellungen und ihre ignorante Unterstützung allerdings sehr viel.

🎧 about:sound Drum´n´Bass
🗓️ Freitag 16. März 2018, 20.00 Uhr
🏡 Kulturverein villaWuller, Ausoniusstr., Trier

Eintritt frei! In der Reihe „about:sound“ stellt der Kulturverein villaWuller e.V. Musikgenres und ihre Musikkulturen näher vor. Frisch Interessierte oder langjährige Fans sind gleichermaßen willkommen.

Diesmal geht es bei about:sound in der (gut beheizten und bestuhlten) Villa mit Bild, Wort und Ton durch den facettenreichen Mikrokosmos der globalen Drum’n’Bass-Szene. Euer Jungle-Guide: Myom, unterstützt von Weggefährtin Semuta, die mit ihrer Crew tempo90 in Trier seit 2001 für diesen Sound stehen.

Euch erwartet eine Reihe kurzer, thematischer DJ-Sets mit Erläuterungen, Bildern und Videos. Die beiden teilen ihren reichen Erfahrungsschatz. Eine ideale Form, um in die Drum’n’Bass-Szene und ihre musikalische Vielfalt einzusteigen oder sich weiter in sie zu vertiefen.

Im Drum’n’Bass existieren geradlinig-funktionale Dancefloor-Tunes neben komplexen Soundtracks für das intensive Zuhören. Ob beim Tanz im Club oder Chillen auf dem Sofa: Die intensiven Bässe und Polyrhythmen der Musik eröffnen Räume, um zu sein, wie man will und dabei den urbanen Alltag zu bewältigen.

Denn Drum’n’Bass-Kultur pflegt seit jeher eine Anti-Establishment-Haltung. Als musikalischer Hybrid, der viele Einflüsse miteinander verknüpft, vereint die Szene auch unterschiedliche Menschen, unabhängig von ihrer Ethnie, Herkunft oder Religion.

Diese inklusive und egalitäre Kultur erklärt ein Stück weit, weshalb Drum’n’Bass als Nischenphänomen selbst in einer Kleinstadt wie Trier so lebendig bleibt. Der Kulturverein Villa Wuller bietet dieser und anderen (elektronischen) Musikkulturen in Trier eine Heimat. Wer Teil davon sein möchte, ist herzlich eingeladen dazusein, zuzuhören, einzusteigen und mitzumachen.