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so sieht's grad aus

Alles jammert über das schlechte Wetter, mir macht’s nicht viel aus … ich muss schreiben schreiben schreiben … obwohl etwas Sonnenschein sicher der Grundstimmung gut tun würde.

Zum Glück gibt’s ja immer nette DJ-Sets, die einem den Tag versüssen:

»» John B – August 2005 Mix

John B ist der absolute Ausnahmespinner des Drum&Bass! Checkt mal seine Website. Da gibts auch Nachschub, falls euch der Mix auf den Geschmack bringt. In seinem neuen Mix präsentiert er seinen typischen durchgeknallten 80s-Electro-D&B-Wahnsinn. Da werden Donna Summer, Miss Kittin, Cure, New Order durch den Wolf gedreht. So macht D&B Spaß :mrgreen: AUFGEPASST: John B am 30.9. in Zweibrücken!

»» Napt – Platinum Mix

1A-Breaks-Mix, brandneu vom August. von 2 DJs an 3 Turntables gemixt checkcheckcheckt auch mal die Homepage!

»» Paul Rose – Dub & Breaks Mix 03/2005

Wer mit den Begriffen Grime & Dubstep was anfangen kann MUSS diesen Mix haben!
Alle anderen sei der Name Dizzee Rascal entgegengeschleudert und kurz erklärt, dass Grime ein musikalischer Ableger von 2Step/Garage ist, im Vergleich dazu aber eher düster. Dubstep ist der Name für ein instrumentales Subgenre von Grime … tjaja immer diese Schubladen.
Viele unveröffentlichte Tracks aus dem Hotflush-Umfeld, for those who know. EDIT: Leider ist der Mix down 🙁

»» Kid Kameleon – Absolutely Shocking
»» Kid Kameleon – Eben more Shocking

Crazy Mash-Up Shit! Kid bringt hier äußerst kreativ zusammen was nicht zusammen gehört, aber fantastisch zusammen passt. Jungle-Classics, Dancehall, HipHop, Tom Waits, Nena, Rage Against the Machine … :freak: Es ist übrigens ein am PC ausarrangierter Mix, live kann man sowas nicht.

»» Fexomat -Metalcore Mix

Wer immer noch nicht genug hat, kann sich hier blutige Ohren holen: Nur 20 Minuten in denen jede Menge Beats mit über 20 Metal-Tracks von Slayer bis Judas Priest verquirlt werden. Erinnert mich an meine wilden Früh-90er :hehe:. EDIT: Ich hab jetzt die Extended-Version verlinkt, 45 minuten!

Kennt sie jemand nicht?
The Essential Mix, von Pete Tong moderiert, gehört zu einer der prominentesten Sendungen von Londons BBC Radio1. Die besten DJs aus verschiedenen Stilrichtungen stellen hier mit exklusiven DJ-Sets 1-2 Stunden lang ihr Können unter Beweis.

Hier ist nun eine Liste mit Links zu einigen der besten Drum&Bass Essential-Mixes der letzten 10 Jahre:

»» LTJ Bukem + MC Conrad 1995

»» LTJ Bukem + MC Conrad 1996 »» Tracklist

»» Photek 1997 »» Tracklist

»» Roni Size 1997 »» Tracklist

»» Ed Rush & Optical 1999 »» Tracklist

»» High Contrast 2003 »» Tracklist

»» Marky + XRS 2004 »» Tracklist

»» Andy C 2005 »» Tracklist

Schockierendes Erlebnis am Wochenende:
so sah's ungefähr aus

Deeskalation ist im polizeilichen Diskurs ein dehnbarer Begriff geworden, er wird manchmal so weit gefaßt, daß man nicht mehr zwischen deeskalativen und konfrontativ-repressiven Einsatzkonzeptionen unterscheiden kann. (Martin Winter / Soziologie / Uni Halle)

Nach einer kleinen Feldforschung scheint mir dem auch so.

Etwa einmal im Jahr findet in unserer beschaulichen Kleinstadt ein Naziaufmarsch statt. Da ich diesen Menschen nicht wohlgesonnen bin, sind wir Morgens zur Gegendemonstration, die einige Stunden vor und örtlich getrennt von der Nazidemo stattfand. Wenn man nun lediglich friedlich vorhatte, einige Buh-Rufe an das Ohr der (gar nicht so stereotyp glatzköpfigen und springerbestiefelten) Neonazis zu richten, dann hatte man einen schweren Stand.

Vor meiner eigenen Schilderung, hier ein Link zu einem ganz guten Presseartikel aus Luxemburg.

So ein Aufgebot habe ich hier noch nie gesehen: Nach offiziellen Angaben 1000 (!) Polizisten aus dem ganzen Bundesgebiet, Hubschrauber, zig Einsatzwagen und 4 Wasserwerfer (die aber nicht zum Einsatz kamen). Und das bei einer Veranstaltung von 60-70 Neonazis und vielleicht 300 Gegendemonstranten. Sicher gab es unter den Gegnern auch ein paar, die den Nazis mehr als nur verbal deutlich machen wollten, dass sie hier unerwünscht sind. Klar ist, dass die Polizei die Demonstranten deshalb vor tätlichen Ãœbergriffen zu schützen hat.

Das Vorgehen der Ordnungsmacht fand ich aus meiner Perspektive jedoch gelinde gesagt unangemessen. An einer Kreuzungsmündung, die auf der Demoroute lag, stand eine 3er Reihe Polizisten in voller Einsatzmontur und sperrte alles ab. Dahinter eine weitere Hundertschaft und zig Wagen. Davor sammelten sich 100-150 Demonstranten, die friedlich blieben. Die Art und Weise, wie die Polizei dann weit vor der Ankunft der Nazis die Straße räumte, machte einem Angst: Da wurde ohne irgendeine Vorwarnung sehr rüde und unter Blutvergießen vorgerückt – alte Männer und kleine Mädchen, egal -, so dass man denken musste, dass man auch was abkriegt, wenn man nur ein wenig Pech hat. Vielleicht kennt man mit der Zeit gewisse Spielregeln des Räuber- & Gendarmespiels, wir waren auf jeden Fall überfordert und sehr schockiert über das martialische Gebahren. Nachdenken darüber konnten wir in den 2 Stunden, in denen dann alle in einer Seitenstrasse eingekesselt wurden. Da waren auch einige Passanten darunter, die mit der Demo gar nichts zu tun hatten.

Zurück bleibt zweierlei: Dass man erkennt, trotz aller Kenntnis über Eskalationen bei Großdemonstrationen, mit zu großer Naiviatät an Ereignisse im eigenen kleinstädtischen Umfeld heranzugehen. Und dass man daran zweifelt, welche Artikulations- und Beteiligungsmöglichkeiten einem denn nun wirklich offen stehen.

Die polizeiliche Behandlung und Kontrolle von Protestierenden […] hat großen Einfluß auf die Chancen von politischen Gruppierungen, sich jenseits der parlamentarischen ‚Bühne‘ zu artikulieren, Sympathisanten zu mobilisieren, Meinung zu bilden und politischen Druck auszuüben. Die Frage, ob die Polizei sich als grundrechts- und damit versammlungsfreundliche ‚Bürgerpolizei‘ oder als etatistisch-autoritäre ‚Staatspolizei‘ versteht, hat Auswirkungen auf die Qualität des demokratischen Willensbildungsprozesses. Die Art und Weise, wie die Polizei mit Demonstranten umgeht, kann als ein sichtbarer Indikator der politischen Kultur und der Staatsverfassung gewertet werden. ( Winter/ / Uni Halle)

Durch eine Diskussion im Tanith-Forum angetreten, muss ich mal meine Meinung zu einem Aspekt von DJ-Mixes äußern. Dürfte auch für Menschen interessant sein, die kaum eine Ahnung haben, wie man als DJ so arbeitet.

Ausgangspunkt der Diskussion ist, dass Circuit Breaker (Berliner Breaks Producer + DJ) ziemlich empört davon berichtet, wie ein nichtgenannter DJ der mittleren Preisklasse (max. unterer vierstelliger Gagenbereich) bei ihm eine Mix-CD aufgenommen hat. Besagter DJ hat dann 12 von 14 Ãœbergängen mehrfach eingespielt und aufgenommen. CB sollte das dann für ihn am PC zusammenschneiden. Die so entstandene Mix-CD wird dann von besagtem DJ als ‚Live-Mix CD‘ verkauft. D.h. dass er mit etwas wirbt, das er live im Club niemals reproduzieren könnte. 😯

Interessant finde ich daran, wie solche Praktiken „der Großen“ ihren Status zementieren. Im Drum&Bass gibt’s ja ohnehin das Dubplate-Business, also nur eine handvoll DJs haben Tracks vor ihrer offiziellen Veröffentlichung und werden gebucht, weil sie immer frisches und exklusives Zeug in ihrer Plattentasche haben. Hier wird über die Selection (Plattenauswahl) eine Exklusivität produziert, die Nachfrage generiert und höhere Gagen rechtfertigt.

Oben genanntes Problem des Editierens am PC betrifft die technische Komponente des Mixings (quasi das Handwerk). Die big ones legen Qualitätsstandards fest (= Qualität des Outputs an Mix-CDs), mit denen sich jeder kleine DJ als Mitbewerber messen muss. Allerdings ist das Verhalten bzgl. Editing nicht wirklich transparent, sondern wird verschwiegen / kleingehalten. Auf keiner CD steht was davon.

Zum anderen herrscht an der DJ-Basis eine auch von oben gepuschte Norm, dass man seine Mixe an einem Stück aufzunehmen hat. Dadurch kommt es dann schon mal zu Unreinheiten, insb. wenn man gewisse Ambitionen hat, was man denn da abliefern will (schnelles Mixing, lange Ãœbergänge, Double-Drops usw.) Der Otto-Normal-Hörer, der noch nie was vom Editieren gehört hat, vergleicht dann die Mixes von DJ Big mit DJ Nachwuchs und ist dann möglicherweise von der Ãœberlegenheit des Big-Mixes überzeugt, da hier keinerlei Unreinheiten auftreten.

Meine eigene Praxis ist, dass ich für meine Promo-Mixes zuerst ein Programm zusammenstelle und das dann mal durchspiele. Raum für Improvisationen lass ich dabei schon mal (in Dubmarines sind z.B. 1-10 und 17-24 geplant, die Mitte entstand eher situativ). Dann wird das Ding in einem Rutsch aufgenommen. Wenn zuviel schiefgeht, muss man eben nochmal starten. Weil: dann hat man’s auch drauf und kann live Gutes abliefern (wobei natürlich immer noch Tagesform und technische Rahmenbedingungen immer ne Rolle spielen).

Massives Editing sollte m.E. kenntlich gemacht werden. Grundsätzlich habe ich gar nichts dagegen. Aber wenn das Editing nur unkenntlich machen soll, was man mit herkömmlichen Mitteln nicht erreicht, ist das mehr als unnötig. Die neuen technischen Möglichkeiten können ja durchaus zu interessantem Output führen, wie z.B. die Mixes von Soulwax / 2 Many DJs oder der hier angegebene von Kid Kameleon.

Ein paar schöne Mixe, die bei mir gerade rotieren:

» DC Studiomix 06/2005

DC von der Kölner Tatort-Crew mixt sich durch den D&B-Sommer, nice one!

»» Si Begg @ Club Dogma 02/2005

Drum+Bass ist nicht alles. Si Begg präsentiert stets eine sehr eigenwillige Breaks-Elektro-House-Techno … whatever-Mischung, ob in Mixes oder Produktionen. Ein schon etwas äterer Mix, läuft aber immer wieder gerne!

My mixtapes have a similar function – of presenting people with a lot of the sonic dirt and disarray that they might otherwise not have in their listening. (…) Much music (except pop) isn’t designed to hit you on first listen, a lot of styles require time and attention and repeat listens before they reveal their gems. In the post-MP3 landscape with its intolerant attention spans, you just click on the next tune in WinAmp or iTunes or whatever, or go searching for another tune that fits better in the default consumer mode of instant gratification . . . I like a lot of difficult music like musique concrete, noise and more ambient drone-y music like Dead C and Main but if I was first presented with those sounds as MP3s, I probably wouldn’t have been able to give them the necessary attention. I mean, is popular music nowadays just music that is good to write emails to? (/Rupture im Interview)

Tjaja, das alte Leid von der Verflachung der musikalischen Hörgewohnheiten. ‚Nobody’s listening anymore‘, klagte ja auch der letzte Albumtitel von Klute. Als Sammelbegriff für Jazz, experimentelle Elektronika und alles den Hörer ein wenig Forderndere hat mal ein Freund scherzhaft ‚Musik für Arbeitslose‘ ins Spiel gebracht. Das wäre mal eine Kategorie für den Plattenladen …

Passenderweise nennt Rupture den neuen 30-Minuten-Mix, den er uns schenkt
»» DJ /Rupture : Low Income Tomorrowland
(nur begrenz lange online, also beeilen!)

Dass er die Verbreitung seiner musikalischen Vision sehr idealistisch betreibt, erkennt man auch daran, dass seine offiziellen Mix-CDs im Plattenladen eures Vertrauens quasi zum Selbstkostenpreis zu erwerben sind (bestellt mal die grandiose ‚Minesweeper Suite‘ vom letzten Jahr).

Nicht nur in seinem Blog, sondern auch in Artikeln für die New York Film Academy gibt der harvard-studierte Jace Clayton Reflektiertes über Politik und Kultur von sich. Als DJ /Rupture hat er sich seit einigen Jahren einen Namen gemacht. Wie kein anderer schlägt er Brücken zwischen populärem HipHop und R&B, Dancehall und klassischen Reggae-Riddims, Jungle und obskurem Breakcore-Noise. Arabische und afrikanische Samples und Folklore-Stücke bilden eine weitere Konstante im Soundkosmos von Rupture, den er live mit unglaublicher Präzision an 3 Plattenspielern kreiert. Dass er dabei vor nichts scheut, belegt dass er beim diesjährigen Sonar-Festival mit einem 75-köpfigen klassischen Orchester gespielt hat.

Zudem produziert er selbst für verschiedene Labels: Im Herbst 2004 erschien sein Debutalbum ‚Special Gunpowder‘, das durch die Zusammenarbeit mit verschiedensten Vokalisten um einiges zugänglicher als erwartet ausgefallen ist und einige Songs enthät, die durchaus Ohrwurmcharakter haben. Gerade arbeitet er unter seinem Alias Nettle an einem bandbasierten Album ohne Sampleeinsatz. Man darf gespannt sein.

Im Netz sind immer noch einige seiner Mixe erhätlich:
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